Mark, in Ihrer Präsentation „Simulation at the Speed of Thought“ auf der CADFEM Conference 2024 reden Sie über Ansys Discovery und den Ansys Live Solver. Können Sie uns kurz beschreiben, welchen Mehrwert diese Technologie für Ingenieure hat?

Wenn Technologie schneller zugänglich, schneller verfügbar und auch günstiger als bisher wird, sehen wir in der Regel immer große Veränderungen. Früher war Simulation das Gebiet von Fachexperten. Ich glaube, dass Fachexperten für immer da sein werden, aber jetzt haben wir einen Solver, der für jeden einfach zu bedienen ist.

Anwender bekommen jetzt Antworten in Minuten, sogar in Sekunden, denn der Ansys Live Solver ist sehr schnell und interaktiv. Und er ist in einem Preissegment angekommen, in dem jeder, der sich einen Laptop leisten kann, auch Zugang zu dieser Technologie bekommen kann. Das ist in etwa vergleichbar mit der Zeit damals, als wir Spreadsheets neu auf den Computer bekommen haben und jeder von uns interaktiv mit Zahlen spielen konnte. Ich denke, wir erleben gerade etwas Ähnliches im Ingenieurwesen.

In den letzten Releases hat Ansys einige Verbesserungen bezüglich der Zusammenarbeit von Ingenieuren vorgenommen. Können Sie uns etwas darüber erzählen?

Ansys Discovery ist nicht nur eine Physik-Software, es geht definitiv auch um Workflows und Arbeitsabläufe. Die Cloud-Technologie im Allgemeinen und speziell die Pandemie haben uns gezeigt, wie wir auf unterschiedliche Weise zusammenarbeiten können. Wir arbeiten mit Menschen in verschiedenen Zeitzonen auf der ganzen Welt zusammen und wollen, dass unsere Engineering-Tools das auch ermöglichen.

Denn das Ingenieurwesen ist ein Mannschaftssport, daran besteht kein Zweifel. Deswegen versuchen wir, unsere Tools so kollaborativ wie Spreadsheet-Tabellen oder virtuelle Meeting-Tools zu gestalten. Unsere Lösungen müssen genau auf die Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmen ausgerichtet sein. Sie arbeiten in Deutschland, ich in den USA, und wenn Sie aufstehen, dann überprüfen Sie meinen Kommentar und antworten mir. Es ist sehr wichtig, die Zusammenarbeit über verschiedene Standorte zu fördern.

Mit Ansys Discovery wurden mehrere Disziplinen in einem einzigen Tool zusammengeführt und vereinheitlicht. Ist es Ihr Plan, dass Discovery die anderen Tools wie Mechanical oder Fluent ersetzt?

Das ist eine gute und freche Frage. Kurze Antwort: Nein, das ist nicht die Vision. Es geht um Ihre Aufgabe und wo Ihr Schwerpunkt liegt. Wenn Sie zum Beispiel Experte in einem bestimmen Fachgebiet sind, benötigen Sie dafür ein Expertentool. Als Generalist hingegen habe ich möglicherweise einen breiteren Ansatz und verfüge nicht über das gleiche Fachwissen. Dennoch könnten Sie eine Aufgabe in dem Bereich bekommen, in dem Sie kein Experte sind – zum Beispiel sollen Sie eine Wärmeanalyse oder eine Strömungsanalyse durchführen. Und dafür können Sie dann Discovery verwenden. Für uns geht es um Kollaboration, also um Zusammenarbeit zwischen Ingenieuren, aber auch um die Zusammenarbeit zwischen den Tools. Wir sollten in der Lage sein, zwischen den Tools zu wechseln, vom Tool für Generalisten zum Tool für Experten und wieder zurück.

Welche Möglichkeiten gibt es für Ingenieure, zum Beispiel aus der Strukturmechanik, andere Simulationen durchzuführen?

Wir sprechen hier über den generellen Zugang und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Ich denke nicht, dass kaufmännische Bürosoftware aus einem Nicht-Buchhalter einen Buchhalter macht, sondern einen Buchhalter zu einem besseren Buchhalter macht. Genauso ist es mit den Engineering Tools, die wir entwickeln. Die heutigen Tools können Sie viel produktiver machen. Außerdem können wir jetzt als Ingenieure tausendmal mehr Fragen stellen als früher.

Hendrik Donner (CADFEM Germany GmbH) and Mark Hindsbo (Vice President and General Manager Ansys Design Business, Ansys Inc.) | © CADFEM Germany GmbH

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