Interview Dr. Prith Banerjee: Künstliche Intelligenz in Ansys Simulation

Welchen Einfluss hat KI auf den Produktentwicklungsprozess und wie kann KI Ingenieure noch erfolgreicher machen? Dr. Prith Banerjee (CTO, Ansys Inc.) gibt in diesem zweiten Teil des Interviews Einblicke in die Entwicklung der künstlichen Intelligenz in Ansys Simulationstechnologie.

Sie gehen davon aus, dass Künstliche Intelligenz ein technischer Disruptor sei. Wie meinen Sie das?

Wenn Ansys-Anwender ein Problem haben, dann können sie ganz einfach die CADFEM- oder Ansys-Ingenieure nach Hilfe fragen. Der Support wird ihnen antworten: „Sie sollten dieses Tool und jene Einstellung verwenden.“ Es gibt also eine Frage und es gibt immer eine Antwort. Wir haben die Fragen und Antworten der letzten 20 Jahre genommen, sie in GenAI integriert und mit all diesen Interaktionen unser eigenes GPT trainiert. Das Ergebnis ist unser neues Produkt AnsysGPT.

Bei der Verwendung von AnsysGPT gibt es keine Probleme für Kunden, dass sie ihr geistiges Eigentum verlieren, da es sich um eine On-Premise-Lösung von Ansys handelt. Und diese On-Premise-Lösung bietet First-Level-Support. Bei den besonders komplizierten und spannenden Fragen, also dem sogenannten 2nd- oder 3rd Level-Support, kommen die CADFEM-Ingenieure mit ihrem Fachwissen ins Spiel.

 

Was ist der nächste Schritt?

Wir arbeiten an einer KI-Technologie, die nicht nur antwortet: „Sie sollten bei Maxwell auf jene Einstellung achten“, sondern die KI wird die Einstellungen automatisch vornehmen. Denn im Rahmen unserer Cloud- und Plattform-Strategie stellen wir Python-Schnittstellen für alle Solver zur Verfügung.

Dann stellt sich die Frage, was macht die KI und was macht der Mensch? Klar ist: Die KI wird die menschlichen Ingenieure nicht ersetzen, sondern sie zu Superhumans machen. Das heißt, sie werden sehr viele neue Möglichkeiten haben!

 

Was genau bedeutet „Superhuman“?

Heute beginnt die Produktentwicklung mit den Produktspezifikationen. Nehmen wir an, Sie bauen Elektroautos. Heute bauen Sie ein Auto mit einer Reichweite von vielleicht 200 Kilometern und einer Beschleunigung von zehn Sekunden von 0 auf 100 km/h. In Zukunft möchten Sie ein Auto mit einer Reichweite von 1.000 Kilometern, das in fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt. Das sind die Anforderungen.

In der Vergangenheit musste der Ingenieur entscheiden: „Was für einen Motor brauche ich dafür, einen Motor mit 2, mit 5 oder mit 100 PS? Soll ich einen Gleichstrommotor, einen H-Motor oder sonst einen Motor verwenden? Mit einem kleinen Akkupack kann ich 200 Kilometer weit fahren. Wenn ich 1.000 Kilometer fahren muss, brauche ich die fünffache Akkuleistung.“ Offensichtlich gibt es viele verschiedene Möglichkeiten und Komponenten. Konstrukteure mussten jedes Mal von vorne beginnen und Entscheidungen aufs Neue treffen.

 

Der Einsatz von KI-Technologie basiert demzufolge auf früheren Entwürfen?

Genau. Die KI lernt und kann so den Benutzer anleiten, indem sie sagt: „Hey, versuch es bei dieser Anforderung mit einem 300-PS-AC-Motor und mit einem 100-Zellen-Akkupack.“ Die generative KI hilft, schneller eine Lösung zu finden, sie ersetzt ihn nicht. Der Anwender kann sagen: „Dieses Konzept gefällt mir nicht.“ Daraufhin entwickelt die KI-Technologie andere Lösungsansätze. Am Ende wird das gewählte Konzept durch unsere Ansys-Lösungen validiert.

So werden die Ingenieure zu Superhumans. Generative KI macht sie produktiver, und das hilft letzten Endes dem Unternehmen. Die Umsätze steigen, Sie sind glücklich, Ihr CEO wird überglücklich: „Wow, ihr habt dieses Elektroauto mit einer Reichweite von 1.000 Kilometern in nur einer Woche entwickelt. Dafür habt ihr früher vier Jahre gebraucht!“ Alle sind glücklich.

 

Mehr dazu: Prith Banerjee über die Ansys Grand Vision

 

Sehen Sie sich jetzt das vollständige Interview mit Dr. Prith Banerjee auf unserem YouTube-Kanal an!

Autor

Joël Grognuz

CADFEM (Swiss) AG

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Redaktion

Klaus Kuboth

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