Automatisierte Lichtsimulation mit Ansys Speos bei EDAG
Gerhard Friederici 29.10.2024
Auswertungen und Dokumentationen in 30 Minuten statt 8 Stunden
Das selbstentwickelte Automatisierungs-Tool „Homogenium“ von der EDAG Engineering Group AG verarbeitet sowohl Simulations- und Messergebnisse. Erfahren Sie im Interview mit Jannes Buthmann (Expert Light&Vision und Technical Lead CoC, EDAG), wie das Engineering-Team Kundenspezifikationen dank Automatisierung schneller erreicht und außerdem KI-Anwendungen in die Simulation integrieren will.
Herr Buthmann, beschreiben Sie uns bitte kurz, für welchen Bereich der Simulation EDAG das selbstentwickelte Automatisierungs-Tool „Homogenium“ einsetzt
Als Engineering Service Supplier für die Automotive-Welt steht EDAG vor der Herausforderung, dass wir in der Entwicklung von optischen Systemen – beispielsweise Scheinwerfer oder auch Rückleuchten – sehr viele Simulationsschleifen durchlaufen. Diese müssen wir natürlich für unsere Kunden dokumentieren. Aufgrund der hohen Anzahl von Lichtsystemen ist das für unsere Entwickler schon heute ein sehr großer Zeitaufwand – und der wird zukünftig noch wachsen.
Deshalb haben wir ein Python-basiertes Tool entwickelt, das wir in Ansys Speos integriert haben. Dadurch können unsere Entwickler vollständig automatisiert Kundenspezifikationen von Licht-Simulationsergebnissen auswerten und auch andere externe Anforderungen in die Auswertung einbeziehen.
Welche Vorteile ergeben sich aus diesen Automatisierungsaktivitäten?
Grundsätzlich erreichen wir durch den geringeren Zeitaufwand intern natürlich Kostenersparnisse im Projekt. Aber auch extern werden wir für unsere Kunden attraktiver, weil wir schneller mehr simulieren können. Wir sind in der Lage, mehr Iterationsschleifen zu fahren, da wir schneller auswerten können. Wir können mehrere konzeptvergleiche schneller analysieren, wobei sich zusätzlich durch die Automatisierung die Wiederholgenauigkeit erhöht hat, da wir maschinell und nicht manuell auswerten.
Können Sie uns die Größenordnung der Zeitvorteile genauer benennen?
Das variiert je nach Kunde und Projektanforderungen. Aber grundsätzlich benötigt ein Entwickler etwa vier bis acht Stunden für die komplette Auswertung und Dokumentation. Mit der Automatisierung können wir die Präsentation der Simulationsergebnisse in ungefähr einer halben Stunde erstellen.
Je nach Komplexität des Lichtsystems liegt die Anzahl der Iterationsschleifen im 20er oder sogar im 50er-Bereich. Dabei wird der gesamte Verlauf der Fahrzeugentwicklung abgedeckt, von der Vorentwicklung über die Serienentwicklung bis zur Werkzeugfreigabe. Da wir bei der EDAG im Bereich Lichttechnik vollständig alles simulieren können, sind wir jetzt wirklich in der Lage im gesamten Entwicklungsprozess massiv Zeit zu sparen.
Das Automatisierungsprojekt betrifft also nicht nur den Simulationsbereich?
Genau, wir können mit dem neuen Tool nicht nur Simulationsergebnisse auswerten, sondern auch Messergebnisse. So lassen sich Simulationsergebnis und Messergebnis exakt miteinander vergleichen. Damit können wir beispielsweise einfach überprüfen, ob die Messung am Design-Mockup das widerspiegelt, was wir in der Simulation gesehen haben.
Was werden die nächsten Herausforderungen für EDAG in der Lichtsimulation sein?
Wir beschäftigen uns bei EDAG auch mit der Integration von KI-Anwendungen in der Simulation. Dabei geht es beispielsweise darum, dass mit Künstlicher Intelligenz automatisiert Lichtfunktionen an einem Scheinwerfer oder einer Rückleuchte erkennbar sind. Unsere große Vision ist es, dass wir in Zukunft ein vollständig automatisiertes Lichtlabor nutzen können.
Ganz praktisch könnte das so aussehen: Ich stelle ein Fahrzeug in das Labor und aktiviere einzelne Funktionen, wobei die KI automatisch erkennt, welche Lichtfunktion eingeschaltet wurde.Aber sie erkennt nicht nur die Lichtfunktion, sondern analysiert und bewertet gleichzeitig die Erfüllung der entsprechenden Anforderungen an die Leuchte. Damit hätten wir eine vollautomatisierte Testumgebung, mit der wir eine noch höhere Qualität bezüglich der strengen Automotive-Normen erreichen könnten. Das würde uns weitere Vorteile bei der Zeit- und Kosteneffizienz verschaffen – das sind für uns als Dienstleister äußerst wichtige Erfolgskriterien.
Schauen Sie sich jetzt das vollständige Interview mit Jannes Buthmann auf unserem YouTube-Kanal an!
Seminar: Simulation optischer Systeme mit Ansys Speos
Von optischen Sensoren bis hin zu Beleuchtungslösungen: In diesem Seminar lernen Sie die Präzision von Speos für Ihre Simulationen zu nutzen.
Info & Anmeldung
Das Interview führte
Tobias Bergenthal
Account Manager CADFEM Germany GmbH
+49(0)8092 7005-767
tbergenthal@cadfem.de