Wie WAGO bereichsübergreifend von Simulation profitiert
Alexander Kunz 26.09.2024
Das weite Simulationsspektrum in der elektrischen Verbindungstechnik
Vor rund 20 Jahren hat WAGO, der Spezialist für elektrische Verbindungstechnik, Simulation im F&E-Bereich eingeführt. Wir haben Dr. Wilhelm Rust aus dem 10-köpfigen Simulationsteam von WAGO getroffen: Ein Gespräch über technische Herausforderungen, Kreativität und den Weg aus der Nische zum integralen Bestandteil modernster Digital Engineering Prozesse.
Herr Dr. Rust, worum ging es in dem Vortrag, den Sie bei der CADFEM Conference gehalten haben?
Das Thema meines Vortrags war die Modellierung von Kontaktwiderständen. Es geht um elektromechanische Vorgänge, die sich bei der elektrischen Übertragung bewegter Kontakte abspielen. Dabei haben wir es mit einem Leitwert zu tun, der druckabhängig ist und deshalb sehr stark variieren kann. Oberflächenbeschaffenheiten, Materialpaarungen und Umweltbedingungen haben ebenfalls Einfluss. Die Zusammenhänge haben wir in Ansys als Subroutine programmiert, so dass uns die Simulation bei vielen für uns relevanten Szenarien sehr schnell Antworten gibt.
Kontaktwiderstandsmodell für die elektromechanische Simulation | © WAGO
Wie ist denn das Thema Simulation generell bei WAGO organisiert?
Wir gehören als Simulationsabteilung zum Bereich Research & Development und wir unterstützen mit unseren Services andere Abteilungen bei WAGO: zum Beispiel die Vorentwicklung bei der Erstauslegung, die Konstruktion bei der Klärung von Festigkeitsfragen und unser Labor beim Ziel „First Time Right“. Diese Kollegen möchten sich voll auf die Endabnahme und Verifikation eines Produktes konzentrieren. Alle vorhergehenden Analysen – Stichwort: Variantenuntersuchungen – finden idealerweise durch uns am virtuellen Modell statt.
Warum ist der „First Time Right“ Ansatz so wichtig?
Früher haben Entwicklungsprozesse sehr stark auf Erfahrungen und Experimenten basiert, was auch gut funktioniert hat. 2005 hat WAGO Simulation eingeführt, nach und nach führte der Weg zum fertigen Produkt über Iterationen zwischen Labor und Simulation. Probleme wurden dann immer öfter am digitalen Modell identifiziert und gelöst. Je detaillierter die Modelle, desto zielgenauer konnten wir agieren. Jetzt sind wir beim First Time Right angekommen – zum Glück, denn anders wären die vielen verschiedenen Produkte im Zuge der Energie- und Mobilitätswende und dem Trend zur Miniaturisierung gar nicht mehr zu stemmen.
Früher haben Entwicklungsprozesse sehr stark auf Erfahrungen und Experimenten basiert, 2005 hat WAGO Simulation eingeführt. Jetzt sind wir beim First Time Right angekommen – zum Glück, denn anders wären die vielen verschiedenen Produkte im Zuge der Energie- und Mobilitätswende und dem Trend zur Miniaturisierung gar nicht mehr zu stemmen.
Mit Simulationen können Sie also Ihre Kollegen aus den angrenzenden technischen Abteilungen perfekt unterstützen. Wie sieht es mit anderen Bereichen aus, gibt es da auch Berührungspunkte?
Auf alle Fälle. Sehen Sie, unsere Produkte sind ja sehr stark genormt. Unterschiede, Probleme, aber auch Mehrwerte, stecken in den Details und die Kollegen haben verstanden, dass man sie durch Simulationen aufdeckt. Wenn wir Automatisierungen, etwa durch reduzierte Modelle, zur Verfügung stellen, können das auch andere nutzen bis hin zum Vertrieb oder der Kunde selbst – eine Simulationsroutine als Service.
Die Digitalisierung bei WAGO ist also in vollem Gange …
Genau. Die vielen Daten, die wir erzeugt haben und weiterhin erzeugen, sind ein echter Schatz. Man denke an KI-Anwendungen, für die wir sie brauchen oder präzise Digitale Zwillinge unserer Produkte. Digital Engineering hat unser langjähriger CTO Karsten Stoll schon früh vorangetrieben, was man nicht nur bei der skizzierten datengetriebenen Produktentwicklung sieht, sondern beispielsweise auch an unserem Engagement in der Industrial Digital Twin Association (IDTA).
Karsten Stoll, ehemals CTO von WAGO Interconnection
3 Fragen an Karsten Stoll, ehemals CTO von WAGO Interconnection:
Wie WAGO mit Technologiewandel, Globalisierung und Digitalisierung umgeht.
Da sind Sie ja hier auf der CADFEM Conference genau richtig!
Man sieht hier, dass viele Kollegen aus anderen Firmen ähnliche Herausforderungen haben. Viele Ansätze sind auch nicht ganz neu, kommen aber jetzt erst in der Wirtschaft an, nachdem sie bisher vor allem in der Wissenschaft diskutiert und vorbereitet wurden. Irgendwie denken wir alle in die gleiche Richtung und freuen uns, dass die Simulation als Treiber von Digital Engineering ihre Nische verlassen hat.
Schauen Sie sich jetzt das vollständige Interview mit Dr. Wilhelm Rust auf unserem YouTube-Kanal an!